Tag 17: Versprechen

Veröffentlicht am 12. Januar 2025 um 09:57

Versprechen sind faszinierende Phänomene. Gehe heute tief in die Denkweise hinein, mit der du ein Versprechen abgegeben hast - sei es groß oder klein, durch Tradition auferlegt oder nicht. Hast du dein Versprechen gehalten? Oder hat das Eichhörnchen der Realität daran genagt?

Ich habe was gegen Versprechen. Versprechen und Versprecher - das liegt zu nah beinander. Das habe ich zu oft erlebt. Meine Mutter hat viel versprochen und wenig gehalten. Hoch und heilig. Und darunter gelitten. Promise - Promiscuity, im Englischen ist's noch wilder. Trotzdem gibt es zwei Versprechen, die ich zwar nie ausgesprochen, aber mir selbst gegeben habe: das Versprechen, mich nicht umzubringen, und das Versprechen, für den Rest meines Lebens Mutter zu sein. So gut ich es eben kann, und so mangelhaft und unperfekt ich es eben tue. Es gibt noch andere Versprechen, an die ich mich halte: aufrichtig nach Wachstum zu streben, jeden Tag ein bisschen, und wenn ich mich hängen lasse, mich wieder aufzuraffen. Täglich Verspreche ich mir, mein Programm so gut ich eben kann zu leben - egal wie unperfekt es auch sein mag. Aber in Worten verspreche ich nie etwas. Wenn ich eine Vereinbarung treffe, sage ich stets: ich kann aber nichts versprechen. Das habe ich früh gelernt. Warum? Mein Verstand ist nicht stark genug, um mit den Irrungen und Schwankungen meines Geistes umzugehen, das Leben ist zu unvorhersehbar, Versprechen fühlen sich unflexibel und starr an, wie ein Damoklesschwert. Darum gebe ich sie nicht. Bis auf eines: Ich kann dir versprechen, dass ich dir nie etwas versprechen werde, erst Recht nicht hoch und Heilig. Aber ehrlich gesagt: nicht einmal das kann ich dir versprechen. Denn meine Philosophie lautet: sag niemals nie! Und gib keine Versprechen, die du nicht halten kannst. Und was ist mit den vielen Versprechen aus dem Blauen Buch? Sie sind mir suspekt und ein Teil von mir denkt: Für dich werden die sowieso nicht wahr, du TUST NICHT GENUG DAFÜR. Und da ist was wahres dran. Denn an den Tagen, an denen ich mich wirklich etwas mehr bemühe und um mich auch mal ehrlich über meine Bequemlichkeit hinausstrecke - die Bequemlichkeit nach der erstbesten, altbekannten, abgelutschten Lösung zu greifen - an den Tagen spüre ich dann doch, das da eine Kraft, größer als ich selbst, außerhalb von mir, mir unter die Arme greift, und plötzlich Dinge wie von selbst möglich sind, die ich allein mit größter Anstrengung nicht geschafft habe. Aber natürlich ist es bequemer, trotzig die Arme zu verschränken und zu sagen "Für mich wird das eh wieder nix"... weil... sich anzustrengen ist ja so anstrengend. Also, nur für heute möchte ich mich wenigstens einmal über meine Bequemlichkeit hinausstrecken und mich an eine Kraft, größer als ich selbst, wenden, und sie bitten, mir zu zeigen, was der nächste, richtige Schritt ist. Und um die Kraft bitten, ihn auszuführen. Und meinen Widerstand in Seiner Liebe schmelzen lassen.

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